Struktur S2
Die Pflegefachkraft … |
S2 – verfügt über aktuelles Wissen zur Behandlung wundbedingter Einschränkungen, zu krankheitsspezifischen Maßnahmen je nach Wundart (z. B. Bewegungsförderung, Druckentlastung oder Kompression), zur Wundversorgung, zur Grunderkrankung und zur Rezidiv- und Infektionsprophylaxe sowie zum Hautschutz. |
Bei der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden steht die Erhaltung und Unterstützung der Alltagskompetenzen im Vordergrund. Die am häufigsten genannten Störfaktoren, den Alltag selbst zu managen, sind Schmerzen, Infektionen und eine damit verbundene Mobilitätseinschränkung.
Die Pflegefachkraft benötigt Erfahrung und eine hohe fachliche Kompetenz, um diese Begleiterscheinungen einer chronischen Wunde individuell zu bekämpfen. Sie trägt die Verantwortung für die Durchführung eines hygienischen Verbandwechsels. Aktuelles Wissen von der Wundreinigung bis hin zur Wundbehandlung sind ebenso Voraussetzungen wie weitere gesundheitsfördernde prophylaktische Maßnahmen, um ein Wundrezidiv zu verhindern. Darüber hinaus muss sie eine Verschlechterung der Grunderkrankung, welche zu der chronischen Wunde geführt hat, erkennen und Maßnahmen zur Verbesserung ableiten. Eine Wundtherapieveränderung wird immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Im Folgenden werden ein paar grundlegende Informationen zur Wundbehandlung dargestellt. Spezielle therapeutische Optionen liegen in der Hand des Arztes, in enger Absprache mit einem im Wundbereich weitergebildeten Pflegefachexperten.
Eine zeitgemäße Wundbehandlung richtet sich nach den Phasen der Wundheilung. Gerade das vielseitige Aussehen einer Wunde macht eine Wundbehandlung recht schwierig. Es gibt unterschiedliche Verbandstoffe, welche gut geeignet sind für stark exsudierende Wunden, andere eignen sich eher in der letzten Wundheilungsphase. So ist es umso wichtiger, dass erst einmal die Wunderfassung (siehe Ebene 1) korrekt und ausführlich vorgenommen wurde.
Danach sollten die Kriterien zur Auswahl der Wundauflage ermittelt werden. Hierzu gehört neben den schon erwähnten Wundheilungsphasen die Lokalisation der Wunde. Hier gibt es für bestimmte Körperbereiche speziell vorgeformte Verbandstoffe, z. B. für die Ferse sog. Heelverbände ...
Die Exsudationsmenge ist neben dem Wundschmerz ein wichtiger Parameter bei der Verbandstoffauswahl. Es gibt neben haftenden, stark saugenden Verbandstoffen auch Verbände, welche nur sanft haften und bei schmerzempfindlichen Wunden bevorzugt eingesetzt werden sollten. Natürlich spielt auch die Umgebungshaut (mazeriert oder sehr trocken) für die Haftung und das Exsudatmanagement des Verbandes ein wichtige Rolle. Stark klebende Verbände sind bei einer dünnen Altershaut genauso ungeeignet, wie bei einer mazerierten Wundumgebung. Diese würden den Zustand insgesamt verschlechtern und beim Verbandwechsel zusätzliche Schmerzen verursachen. Infektionszeichen dürfen vor der Auswahl des Verbandstoffes auf keinen Fall übersehen werden.
Die klassischen lokalen Infektionszeichen sind: |
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Neben diesen 5 klassischen Lokalinfektionszeichen findet sich stellenweise, je nach Mikroorganismenbefall, ein starker Wundgeruch und/oder eine Exsudatzunahme.
Es gibt Verbände, welche durch Ihre Dichtigkeit eine vorhandene Infektion verschlimmern könnten. Auf dem Markt sind Dutzende Verbandstoffe erhältlich. Bei aller Leistung sollte die Effektivität mit dem Kosten-Nutzen-Faktor abgeglichen werden. Letztendlich spielt der Tragekomfort für den Menschen mit einer chronischen Wunde eine ganz wichtige und vorrangige Rolle.
Zusammenfassend sollte ein zeitgemäßer, moderner Verbandstoff folgende Kriterien erfüllen: |
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Ein Verbandstoff sollte in heutiger Zeit eine ideal feuchte Wundbehandlung gewährleisten, bei einer entsprechenden Gasaustauschfunktion, d. h., Sauerstoff gelangt durch die Wundauflage in die Wunde, Wasserdampf kann nach außen abdunsten. Überschüssiges Exsudat wird dabei vom Verbandstoff aufgesaugt, ohne dass die Wunde austrocknet. Ein warmes, feuchtes Milieu ist die beste Voraussetzung für eine Zellerneuerung.
Neben der richtigen Verbandstoffauswahl ist zusätzlich auch die Art der Wundreinigung zu bedenken. Es gibt mehrere verschiedene Arten von Spüllösungen.
Viele Wundbehandler benutzen nach heutigem Stand veraltete (sog. obsolete) Spüllösungen. Hier bieten viele Fachbücher sog. Negativlisten dazu an. Generell gilt, dass jede Wunde gereinigt werden sollte, auch wenn keine sichtbaren Beläge vorhanden sind. Die Wunde kann sonst mit der Zeit eine körpereigene Schleimmatrix auf der Wundoberfläche entwickeln, einen sogenannten Biofilm. Dieser verhindert bzw. verzögert eine reibungslose Wundheilung. Welche Spüllösung ist nun sinnig? Hier gilt der Grundsatz: Nur infizierte oder stark verschmutze Wunden benötigen zur Reinigung ein Antiseptikum. Eine gute Übersicht hierzu bietet die von führenden Hygienikern (z. B. Dr. Axel Kramer) und Experten veröffentlichte „Konsensusempfehlung zur Auswahl von Wirkstoffen für die Wundantiseptik" (z. B. unter http://www.wundheilung.net/Lit/Leit_Antiseptik.html#1). Alle anderen infizierten Wunden können mit neutralen Spüllösungen versorgt werden (z. B. Nacl 0,9 %, Ringerlösung).
© Deutsche Angestellten-Akademie
Modul: UPB
Version: 1.0
Ersteller: René Kerkmann