System, Systemherangehen Weiter Zurück Schließen

Ein System ist ein ganzheitliches Gebilde, das aus einer abgegrenzten Menge eng miteinander wechselwirkender Elemente besteht.
Der nicht zum System gehörende Teil der Realität, der mit dem System jedoch über Eingänge (Inputs) und Ausgänge (Outputs) verbunden ist, bildet die relevante Umwelt bzw. Umgebung des Systems.



Bei einer Systemuntersuchung - im Sinne eines Systemherangehens - gilt es, Antworten vor allem auf folgende Fragen zu erhalten:
 
a) Was ist die Zweckbestimmung, die Funktion des Systems?
Unternehmen sind - wie Systeme generell - zweckbestimmte Ganzheiten, die sich gegenüber anderen Bereichen der Wirklichkeit als etwas Einheitliches, relativ Geschlossenes präsentieren.
Die Zweckbestimmung leitet sich dabei aus der Funktion ab, die das System als Ganzes zu erfüllen hat oder erfüllen will. Im betrachteten Fall betrifft dies die Bestimmung des Unternehmenszwecks, den zu klären immer die erste Frage einer Systemuntersuchung von Unternehmen ist.

b) Welchen Aktionsradius umfasst die Tätigkeit des Systems?
Unternehmen realisieren - wie Systeme generell - ihre Funktion in Raum und Zeit. Im hier betrachteten Fall bezieht sich diese Frage vor allem auf die Klärung des Standortes des Unternehmens, die Abgrenzung seines Wirkungsraumes, die Bestimmung des Geschäftsjahres u. a.

c) Was gehört zur relevanten Umgebung des Systems?
Unternehmen sind - wie andere Objekte auch - offene Systeme, das heißt sie sind nur relativ isoliert gegenüber jenen Bereichen der Wirklichkeit, die das Umfeld, die Umgebung des Systems bilden und mit denen sie durch wechselseitige Einflussnahme, Austausch von Faktoren und Prozessbedingungen u. a. in vielfältigen Beziehungen stehen.
Im betrachteten Fall betrifft dies die Austauschbeziehungen des Unternehmens zu Beschaffungsmärkten, Absatzmärkten und anderen Bereichen der Wirtschaft, zu Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung, zur natürlichen Umwelt u. a.
 
d) Was sind typische Austauschbeziehungen zwischen System und Umgebung?
Die Austauschbeziehungen zwischen System und Umgebung werden über
  - Eingaben (Inputs) und
  - Ausgaben (Outputs)
realisiert.
Im betrachteten Fall eines Unternehmens betrifft dies die Beschaffung und Nutzung von Ressourcen bzw. von Leistungsfaktoren (Personal, Material, Investitionsgüter u. a.) als Inputgüter sowie die Bereitstellung von Erzeugnissen und Leistungen als Outputgüter. Damit sind die wichtigen betriebswirtschaftlichen Sachverhalte wie Werteinsatz/Wertverzehr als Aufwand (Input) sowie Wertausstoß als Ertrag (Output) verknüpft.

e) Welche Zusammensetzung weist das System auf?
Jedes reale System weist eine ihm eigene Zusammensetzung in Bezug auf die das System konstituierenden Bausteine auf.
In der Systemtheorie werden die Grundbausteine eines Systems, die aus der Sicht des Systems als Ganzes nicht weiter zerlegbar sind, Systemelemente genannt.
Wie die Zusammensetzung eines Systems in Bezug auf seine Elemente qualitativ und quantitativ aussehen muss, leitet sich aus der Funktion ab, die das System als Ganzes zu erfüllen hat.
Dabei erweist sich, dass reale Systeme in der lebenden Natur und auch in der Wirtschaft die Eigenschaft organischer Systeme haben, dass heißt, sie haben unter anderem die Fähigkeit, aus sich heraus jene Elemente zu entwickeln, die sie zur Funktionserfüllung benötigen.

e) Welche Struktur weist das System auf?
Die Zusammensetzung eines Systems ist zugleich die substanzielle Grundlage seiner Struktur:
Jedem realen System ist eine bestimmte Ordnung eigen. Sie ist durch Ordnungsrelationen zwischen den Systemelementen charakterisiert, die raum-zeitliche Komponenten oder den Aspekt der Gleich-, Über- und Unterordnung beinhalten können.
Zugleich bestehen zwischen den Systemelementen sowie zwischen dem System und bestimmten Elementen der Umgebung vielfältige Austauschbeziehungen und Wechselwirkungen, die durch Kopplungen und Rückkopplungen charakterisiert sind.

Wichtig:
Die Struktur eines Systems als Gesamtheit von Ordnungs- und Kopplungsrelationen zwischen den Systemelementen und zur Umgebung ist die substanzielle Grundlage der qualitativen Bestimmtheit realer Systeme:
Es ist die Struktur, die dem System Ganzheit verleiht und das Entstehen von Systemeigenschaften ermöglicht! Ohne eine stabile Struktur würde ein einmal geschaffenes Ganzes unter dem Einfluss interner und externer Einflüsse zerfallen und damit aufhören, als ein Ganzes zu existieren.
Mit anderen Worten: Wer Systeme erhalten will, muss Strukturen erhalten! Wer Systeme zerstören will, muss Strukturen zerstören!

f) Welches Verhalten zeigt das System?
Das Verhalten eines Systems kann nicht allein dadurch gekennzeichnet werden, wie und mit welchem Wirkungsgrad gegebene Inputs (als Eingangsgrößen) in gewollte Outputs (als Ausgangsgrößen) umgeformt oder umgewandelt werden. Dies ist nur ein "Anschein", nicht das Wesen des Systemverhaltens.

Maßgebend für das Verhalten realer Systeme sind vor allem drei Faktoren:
  a) die gegebenen Prozessvoraussetzungen (z. B. verfügbare Ressourcen als Systeminputs)
  b) das Verhalten der einzelnen Systemelemente sowie
  c) die Struktur des Systems!

Dies bedeutet:
Es reicht nicht aus, ein System (z. B. ein Team) verfügbar zu haben, das sich auf der einen Seite durch Systemelemente auszeichnet, die überdurchschnittliche Fähigkeiten aufweisen, wenn auf der anderen Seite die notwendigen funktionserfüllenden Interaktionen zwischen den Elementen nicht oder nur unzureichend zustande kommen.
Es tritt vielmehr umgekehrt der Fall ein, dass ein System mit nur "durchschnittlichen" Systemelementen durchaus überdurchschnittliche Leistungen hervorbringen kann, und zwar dann, wenn die Struktur stimmt und es zu einer hohen Effizienz in den funktionserfüllenden Interaktionen zwischen den Systemelementen und zur Umgebung des Systems kommt.
Den Beweis für diese Aussage liefern zum Beispiel jene Pokalspiele im Fußball, bei denen unterklassige Mannschaften die "Star-Vereine" der 1. Bundesliga aus dem Rennen werfen. ("Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile"!)

Gleiches trifft auch für Unternehmen zu, die Nachteile in der personellen und technischen Ausstattung durch Gestaltung flexibler Strukturen und rationeller Prozessabläufe mehr als wettmachen und sich auf dieser Basis gegenüber besser ausgestatteten Unternehmen im Wettbewerb behaupten.

Zu beachten ist ferner Folgendes:
Jedes reale System zeigt in seinem Funktionieren ein bestimmtes Zeitverhalten. Dies bedeutet, dass immer eine mehr oder weniger große Zeitspanne vergeht, ehe die zu einem Zeitpunkt t0 eingetretene Änderung am Eingang des Systems (Input) zu einer Reaktion am Ausgang des Systems (Output) zum Zeitpunkt t1 führt.
Wir bezeichnen diese Zeitspanne als Reaktionszeit (z. B. Prozessdauer, Projektdauer).

Siehe auch: Kybernetik, System-Engineering.