Prozess P1

 

Die Pflegefachkraft

P1 – identifiziert unmittelbar zu Beginn des pflegerischen Auftrags systematisch die personen-, medikamenten- und umgebungsbezogenen Risikofaktoren aller Patienten / Bewohner, bei denen ein Sturzrisiko nicht ausgeschlossen werden kann.
überprüft die Einschätzung des Sturzrisikos bei Veränderungen der Pflegesituation und nach einem Sturz.


Schätzen Sie bitte das Sturzrisiko für die Personen in den folgenden drei Fallbeispielen ein. Welche Sturzrisikofaktoren liegen vor? Orientieren Sie sich dabei an den personenbezogenen, medikamentenbezogenen und umgebungsbezogenen Risikofaktoren.

Liegt ein erhöhtes Sturzrisiko bei Herrn Achtsam, Frau Rastlos und Frau Wendig vor?

Dazu können Sie auf zwei verschiedene Arten vorgehen:

  1. Sie legen sich eine Liste mit allen genannten Sturzrisikofaktoren an und überlegen sich, welche Faktoren im Einzelfall zutreffen.
  2. Sie lesen sich alle Sturzrisikofaktoren, die in Tabelle 1 (vgl. Menüpunkt Struktur S1) genannt werden, durch und notieren sich nur diejenigen, die im Fallbeispiel relevant sind.

Stellen Sie Defizite bei nur einem Faktor fest, müssen Sie sich Gedanken über Maßnahmen zur Sturzprophylaxe machen.


IDevice Icon Fallbeispiel 3: Frau Wendig
Frau Wendig, 79 Jahre alt, lebt mit ihrem 85-jährigen Ehemann in einem kleinen Reihenhaus.

Das Wohnzimmer, die Küche und ein kleines Gäste-WC befinden sich im Erdgeschoss. Um in das Schlafzimmer und Badezimmer zu gelangen, muss Frau Wendig eine recht steile Wendeltreppe mit 14 Stufen überwinden, was ihr sehr schwer fällt. Ihr Ehemann muss sie beim Überwinden der Treppe immer unterstützen, da schon ein Sturz passiert ist.

Über den Einbau eines Treppenlifters wurde bereits nachgedacht, die hohen Kosten für den Einbau sind aber ein Hinderungsgrund für die Umsetzung des Vorhabens und es wird so weit wie möglich hinausgezögert. So hilft der betagte Ehemann seiner Ehefrau am Morgen die Treppe hinunter zu steigen und am Abend wieder hinauf. An der einen Seite ist ein Geländer angebracht, an der anderen Seite unterstützt Herr Wendig seine Frau, indem er sie festhält. Zum Glück ist Frau Wendig mit ihren 55 kg bei einer Größe von 1,70 m eher ein „Leichtgewicht". Wenn Frau Wendig tagsüber müde wird, legt sie sich im Wohnzimmer auf das Sofa, damit sie nicht in das erste Obergeschoss gehen muss.

Frau Wendig leidet unter einer arteriellen Hypertonie. Bereits zwei Mal traten Synkopen auf, beim letzten Auftreten fiel Frau W. die letzten fünf Treppenstufen hinunter und brach sich den rechten Knöchel. Nach einer langen Rehabilitationsphase kann sie nun endlich mit Hilfe eines Rollators wieder laufen. Die Ursache der Synkopen konnte trotz aufwändiger Diagnostik bisher nicht gefunden werden.

Seitdem hat Frau Wendig Angst davor, erneut zu stürzen. Da sie unter einer Dranginkontinenz leidet, muss sie möglichst schnell die Toilette aufsuchen. Frau Wendig läuft mit kleinen Schritten sehr schnell, sie ist dabei sehr ängstlich. Hinzu kommt, dass sich ihre Sehfähigkeit im letzten halben Jahr erheblich verschlechtert hat. Mit einer Brille kann diese nicht ausgeglichen werden, so steht Frau Wendig eine Katarakt-Operation bevor.

Hinzu kommen starke Blutdruckschwankungen, die medikamentös schwer zu behandeln sind. So musste die Operation immer wieder verschoben werden. Frau Wendig bekommt für ihre schlecht einstellbare arterielle Hypertonie Medikamente. Zurzeit muss sie täglich acht verschiedene Medikamente einnehmen. Nachts kann sie sehr schlecht schlafen und nimmt aus diesem Grund abends noch eine Schlaftablette.

Einmal wöchentlich kommt eine Physiotherapeutin ins Haus, die mit Frau Wendig das Treppensteigen übt und Laufübungen sowie Gymnastik durchführt, um die Restfähigkeiten zu erhalten. Frau Wendig erhält derzeit Leistungen der Pflegestufe 1 aus der Pflegeversicherung.



IDevice Icon Hinweis
Die Fallbeispiele 1 und 2 sind in dieser Demoversion nicht verfügbar.

© Deutsche Angestellten-Akademie
Modul: UPB Version: 1.0 Ersteller: Sabine Wilke