Lager Weiter Zurück Schließen

Unter einem Lager ist zunächst ein Raum. ein Gebäude oder ein Platz - einschließlich der zum Ein-, Um- und Auslagern notwendigen Geräten und Einrichtungen - zu verstehen, der geeignet ist, lagerfähige Stück- und/ oder Schüttgüter aufzubewahren und zu bevorraten.
Im kaufmännischen Sinne bedeutet "Lager" aber auch ein Vorrat an Waren oder Material im Mengen- bzw. Wertausdruck.



Ein Lager ist im Wesentlichen aus folgenden Gründen erforderlich:
  • In einer Materialflusskette sind die an einer definierten Stelle gemessenen Zugänge an Gütern größer als die an dieser Stelle erfolgten Abgänge. Diese asynchronen Mengenbeziehungen führen zum Aufbau eines Bestands, dessen Größe sich mehr oder minder schnell verändert (Bestandsaufbau, Bestandsabbau).
    Der Lagerbestand ermöglicht einen mengenmäßigen Ausgleich zwischen Güterzugang und der Realisierung des Bedarfs nachfolgender Prozessstufen (Güterabgang). Man spricht daher auch von einer Ausgleichs- und Koordinierungsfunktion eines Lagers.
  • In einer Materialflusskette kann es zu Störungen kommen. Treten derartige Störungen in einer Prozessstufe Pr auf und ist die nachfolgende Prozessstufe Ps direkt mit ersterer verbunden, dann würden sich die Störungen (z. B. geringerer Mengenausstoß als geplant) sofort auf die letztere (also nachfolgende) Stufe übertragen. Dies kann dadurch verhindert werden, dass zwischen beiden Stufen ein Lager L aufgebaut wird. In diesem Falle übernimmt das Lager eine Sicherungsfunktion, es wirkt als Puffer gegenüber möglichen Störwirkungen.
  • Es wird damit gerechnet, dass sich in naher Zukunft die Preise bei bestimmten Gütern auf dem Beschaffungs- bzw. auf dem Absatzmarkt erhöhen werden. Dann kann man sich über ein Lager einen Bestand anlegen, der für Spekulationszwecke genutzt werden kann.
  • In vielen Fällen ist die Lagerung von Gütern mit einer Veredlung verbunden (z. B. Reifen von eingelagerten Früchten, natürliche Alterung von Weinen und dgl.).
Entsprechend der Stellung im Material- und Güterfluss unterscheidet man
  • Bereitstellungslager (im Beschaffungsprozess),
  • Zwischenlager (in der Fertigung bzw. im Transportprozess des Handels),
  • Absatzlager (für Fertigungserzeugnisse).
Um Lagerkosten zu verringern bzw. zu vermeiden, wird versucht, die Güterströme zwischen miteinander verbundenen Prozessstufen Pr und Ps so zu koordinieren, dass die Auslieferung eines Guts aus der ersten Prozessstufe genau zu dem Zeitpunkt erfolgt, zu dem es in der zweiten Prozessstufe benötigt wird ("Just in Time"-Konzept).

In der betrieblichen Material-, Fertigungs- und Absatzwirtschaft nehmen Läger verschiedene wichtige Funktionen wahr:


Anmerkungen:

Bei der mengenmäßigen Anpassung werden durch die Bevorratung in einem Lager Schwankungen im Bedarf und in der Beschaffung von Material bzw. im Absatz von Fertigprodukten ausgeglichen.
Eine räumliche Anpassung ergibt sich dem Fakt, dass der Ort der Herstellung der Güter nicht zugleich der Ort des Verbrauchs ist, somit muss ein räumlicher Ausgleich (über Transporte) bewirkt werden.
Die Notwendigkeit einer temporären (zeitlichen) Anpassung ergibt sich aus dem Fakt, dass bestimmte Produkte zur nur bestimmten Zeiten hergestellt/erzeugt werden können, aber ganzjährig benötigt werden. Hinzu kommt, dass Materialien rechtzeitig vor dem Beginn der Fertigung vorhanden sein müssen, so dass eine Lagerung erforderlich wird. Analog können fertiggestellte Produkte nicht gleich verkauft werden, sie werden in Fertigwarenlager gelagert.
Wichtig ist auch die qualitative Anpassung, so zum Beispiel bei Hölzern, denn hier bewirkt der Lagerprozess die notwendige Trocknung des Materials.
Eine wertmäßige Anpassung wird dann realisiert, wenn auf dem Beschaffungsmarkt Produkte zu günstigen Einkaufspreisen angeboten werden, was von Unternehmen ausgenutzt wird.

Siehe auch: Beschaffungslogistik, Lagerhaltung, Lagerbestandsteuerung, Materialwirtschaft, Vorratsvermögen.