Kapazitätsplanung Weiter Zurück Schließen

Die zentrale Aufgabe der Kapazitätsplanung besteht - ausgehend von dem durch die Zeitplanung zu ermittelnden qualitativen, quantitativen und zeitraumbestimmten Kapazitätsbedarf - darin, mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf zu ermitteln,
  • welche Kapazität (von Anlagen, Fertigungsabschnitten u. a.) im betreffenden Planungszeitraum personal- und betriebsmittelseitig zur Erfüllung von Produktionsaufträgen real zur Verfügung steht,
  • welche freien Kapazitäten zur Nutzung für anderweitige Aufgaben bestehen,
  • welche Kapazitätsengpässe bereits jetzt vorliegen und welche Konsequenzen sich daraus für die Produktions-, Personal- und Betriebsmittelplanung ergeben sowie
  • in welcher Hinsicht eine technologisch oder kapazitätsseitig bedingte Minderung oder Erweiterung der eigenen Kapazität erforderlich ist bzw. in welcher Hinsicht eine technologisch oder kapazitätsseitig bedingte Kooperation mit anderen Unternehmen erforderlich erscheint.

Die Ergebnisse der Kapazitätsplanung sind eine weitere Grundlage der Herstellungsplanung, wobei sich entsprechende Rückwirkungen vor allem zur Personalbedarfsplanung und zur Betriebsmittelbedarfsplanung ergeben.
Diese Rückwirkungen ergeben sich aus dem mehrfach zu wiederholenden Prozess der Kapazitätsabstimmung:

Kapazitätsabstimmung

Bei der Lösung des Kapazitätsabstimmungsproblems kommen folgende mögliche Vorgehensweisen zur Anwendung:

Kapazitätsabgleich
Bei gegebenem (und kurzfristig nicht änderbaren) Kapazitätsbestand (= verfügbare Kapazität) wird versucht, die Belegungssituation in den einzelnen Bereichen zu optimieren, indem Aufgaben terminlich verschoben oder parallel ausgeführt oder in der Zeitachse gestreckt werden.

Kapazitätsanpassung
Bei gegebenem (nicht änderbarem) Kapazitätsbedarf wird eine Anpassung der Kapazität vorgenommen, z. B. durch Leisten von Überstunden oder zusätzlicher Schichten, durch verlängerte Werkbank (kapazitätsbedingte Kooperation), Erwerb oder Leasing weiterer Betriebsmittel, Personalneueinstellungen u. a. m.

Auftragsanpassung
Es werden bestimmte Aufträge an andere Partner übergeben oder - umgekehrt - es werden zur Nutzung freier Kapazitäten Lohnaufträge akquiriert oder es werden Fertigungslose geteilt (Änderung der Losgröße) u. a.

Terminanpassung
In Abstimmung mit den Auftraggebern (Kunden) wird ein Vorziehen oder ein Zurücksetzen von Produktionsaufträgen vorgenommen.

Verfahrensanpassung
Es werden verbesserte Fertigungstechnologien eingesetzt oder Anpassungen an den jeweiligen Arbeitsplätzen bzw. bei den zu erledigenden Arbeitsgängen vorgenommen.

Einflussgrößen auf die kapazitätsabstimmung

Die skizzierten Aufgaben der Kapazitätsplanung und die Probleme der Kapazitätsabstimmung werden durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst. Zu nennen sind hier insbesondere folgende Faktoren und Einflussgrößen:

Technischer Fortschritt
Durch den Einsatz verbesserter und leistungsfähigerer Maschinen und Anlagen kann die verfügbare Kapazität an den "Engpassstellen" erweitert werden.
Dies geschieht in Industrie-Unternehmen oft in Verbindung mit Rationalisierungsmaßnahmen und der Ersatz menschlicher Arbeit durch automatisierte Anlagen und Einrichtungen (siehe Abschnitt 2.8 in diesem Kapitel).

Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt
Je nach verfügbarem Personal kann das Kapazitätsangebot erhöht oder gesenkt werden. So wird in der Industrie seit geraumer Zeit wird viel über den sich abzeichnenden Fachkräftemangel und die sich daraus ergebenden Konsequenzen diskutiert.

Wirtschaftliche Entwicklung, Konjunkturphasen
In der Phase des Konjunkturaufschwungs erweitern die Unternehmen i. d. R. ihre Kapazität, während sie im Übergang zur Abschwungphase wieder vermindert wird (siehe die täglichen Wirtschaftsnachrichten).

Veränderung der Wettbewerbssituation
Drängen neue Anbieter auf die Zielmärkte, kann es dazu kommen, dass Unternehmen ihre Kapazität wegen geringerer Auftragslage vermindern müssen. Gelingt es einem Unternehmen jedoch, durch Einführung neuer, innovativer Produkte Nachfrage auf sich zu ziehen, kann dies eine Kapazitätserweiterung erforderlich machen.

Siehe auch: Engpassanalyse.